Nachtwächterführung in Uelzen

Nachtwächterführung in Uelzen

Endlich…. konnte wieder eine Veranstaltung für die Bevenser Landfrauen angeboten werden -Die Uelzener Nachtwächterführung- und sie durfte unter Corona bedingten Auflagen stattfinden.

Die 1. Vorsitzende, Christine Hyfing, freute sich am 22.09.2020 33 Landfrauen im neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer begrüßen zu können, da ein Rundgang durch die Stadt zu den einzelnen Schauplätzen leider nicht gestattet wurde.

Anschließend übergab Sie das Wort an Herrn Meyer, dem Nachtwächter. Schon bei seinen einleitenden Worten konnten die Landfrauen seine Freude am Vortrag zur Stadtgeschichte regelrecht spüren und waren sichtlich angetan von seinem detaillierten Geschichtswissen über die Stadt Uelzen.

Diese Nachtwächterführung, unter seiner Leitung, wird ab 2021 so nicht mehr stattfinden, da sich diese Gruppe von ca. 20 Laiendarstellern zum Jahresende auflöst. Mehrmals wurde von Herrn Meyer betont, dass fast alle Darsteller schon um die 80 Jahre alt sind.

Nun zur Geschichte Uelzens: Nach Unstimmigkeiten zwischen dem Grundherren vom Kloster Oldenstadt (Ullessenae) und den Bewohnern Oldenstadts kam es zu einer Abspaltung und ein Teil der Bewohner ließ sich am Westufer der Ilmenau nieder, und gründete dort den Ort Löwenwolt – der heutigen Stadt bzw. jetzt Hansestadt Uelzen. Urkundlich wurde Uelzen zuerst im Jahre 1240 erwähnt, als ihr die Stadtrechte verliehen wurden. Zu der Zeit lebten hier ca. 500 – 600 Menschen. Aus dieser Zeit gibt es allerdings kaum Aufzeichnungen, da nur wenige Leute schreiben konnten. Die St. Marienkirche wurde um 1292 erbaut und um 1386 wurde der Bau der Stadtmauer erwähnt.

Nach einem Pestausbruch um 1350 starb rund ein Drittel der Bewohner. Noch zwei weitere Ausbrüche folgten.

Erste schriftliche Belege gibt es erst ab dem 16. Jahrhundert. Authentische Quellen dafür sind die Aufzeichnungen des Uelzer Kaufmanns und Ratsherrn Tile Hagemann, der die kleinen und großen Begebenheiten und Ereignisse aus dem Alltag der Uelzer ab ca. 1580 umfassend und lebensnah beschrieben hat. Die Akteure spielten in den einzelnen Szenen einen Teil der Zeitgeschichte nach.

Der Flachsanbau und die Leinenweberei brachten der Stadt Reichtum. Durch seine gute und feste Qualität wurde es auch als Steinleinen bezeichnet und hatte tatsächlich eine eigene Gewichtseinheit. Der Hansehandel hiermit wurde von drei Darstellern sehr gut vermittelt, kam doch der Engländer Michael Grieves aus London, um das Leinen für die Segel der Segelschiffe zu kaufen. Ein Geschenk aus London war das Goldene Schiff, das heutige Wahrzeichen von Uelzen.

In einer weiteren Szene spielten die Akteure die Geschichte nach, wie die Stadt zu dem Spottnamen „Uhlenköperstadt“ kam. Dies trug sich so zu, dass ein junger Mann, als Filou bekannt, einen Sack voller Eulen bei einem Händler in der Stadt gegen Tabak tauschen wollte und bot sie dem Händler an. Der Händler kannte diesen Filou, glaubte aber, ohne in den Sack zu schauen, er würde einen Sack voller leckerer Birkhühner bekommen. Er gab dem jungen Mann dafür eine Dose schlechten Tabaks, weil dieser ihn schon mal an der Nase herumgeführt hatte. Nachdem der junge Mann gegangen war brachte der Tabakhändler den Sack zu seiner Frau, damit sie ein leckeres Mahl davon zubereiten sollte. Diese musste nun feststellen, dass nur Eulen im Sack waren und ihr Mann wieder an der Nase herumgeführt wurde. Der Händler wurde zum Gespött in der ganzen Stadt und hieß von da an nur noch „Uhlenköper“ von Uelzen.

In einer weiteren Szene wurde die Familie Ellerndorf vorgestellt, die über 300 Jahre das Brauereihandwerk in der Stadt ausübte. Das Bier war zu der Zeit das Hauptgetränk der Menschen, war es zum einen nahrhaft und außerdem galt es als keimfrei. Das letzte Familienmitglied der Ellerndorfs starb jedoch schon im Jahre 1657 und die Brauerei ging in einen anderen Besitz über. Die Familie war sehr vermögend und hatte großen Einfluss auf die Stadt und bekleidete viele Jahre das Amt des Bürgermeisters. In dieser Zeit gründeten Sie verschiedene Stiftungen, eine davon diente der Unterstützung von armen Kindern und armen Leuten, bestand über 400 Jahre und wurde erst 1953 aufgelöst.

Bei der Vorstellung des Schuhmacherhandwerks, gespielt von dem heutigen Orthopädiemeister Walter Oldag wurde deutlich, dass sich nicht jeder in der Stadt niederlassen durfte. So hatte man einen Geburtsbrief vorzulegen, der bescheinigte, dass man aus einer ordentlichen Familie stammte und musste Zeugnis auf die Lade schwören, dass man ordnungsgemäß Steuern zahlen würde.

Auch das Leben und Wirken des Musikers Friedrich Kuhlau (*1736) wurde sehr anschaulich nacherzählt. Konnten die Landfrauen doch ein von ihm komponiertes Stück live auf der Flöte hören. Bis heute noch gibt es den Kuhlauwettbewerb fürs Flötenspiel mit Musikern aus vielen Ländern.

Man merkt, dass dieser Abend reich an Informationen war und man eigentlich alle wichtigen Daten wiedergeben möchte. Zu erwähnen sei aber auch noch, dass sowohl das Gebäude der Ratsweinhandlung, die Propstei, und das Gildehaus noch aus dieser Zeit stammen und den größten Brand in der Stadtgeschichte Uelzens überstanden haben. Die Entstehung und Ausbreitung des Brandes im Jahr 1646 wurde vom Nachtwächter sehr ausführlich beschrieben, da doch fast alle Häuser der Hansestadt samt Kirche ein Raub der Flammen wurden. Durch Funkenflug im Hause der Familie Voss in der Badestraße breitete sich das Feuer bei starkem Wind rasend schnell aus. Auch die schon in der Stadt vorhandene Löschpumpe konnte dies nicht mehr verhindern. Im Gegenteil, der Giebel des Hauses Voss stürzte ein und begrub sowohl die Pumpe als auch 2 Menschen unter sich. Nach dem Brand hatten nur noch 70 Menschen eine Bleibe in der Stadt. Von dieser verheerenden Katastrophe hat die Stadt sich über Jahrhunderte wirtschaftlich nur langsam wieder erholt.

Erst der Bahnbau im 19. Jahrhundert brachte die Stadt wieder nach vorne. Beeindruckt von der Leidenschaft, ausgedrückt durch viel Gestik und Mimik, lauschten alle den Schlussworten des Nachtwächters, dem Nachtwächterspruch:

 

Nachtwächterspruch

Hört ihr Leute, lasst euch sagen,
die Glock am Turm ist elf.
Nicht lang, so wird es wieder tagen,
drum auf, und geht zu Bett!

Denn der nur gilt in der Gemeine,
der rüstig wirkt und schafft,
der sorgt getreulich für die Seinen,
bis ihn der Tod entrafft.

Hört ihr Leute, lasst euch sagen,
die Glock am Turm ist elf.
Nicht lang, so wird es wieder tagen,
drum auf, und geht zu Bett!

Zum Schluss bedankte sich Frau Hyfing bei Herrn Meyer und den anderen Darstellern für den kurzweiligen Abend.

Sie bedankte sich auch noch bei den Ortsvertrauensfrauen, die doch in dieser Zeit viele Informationen umgehend an die Landfrauen weiterleiteten.

Nun wünschte Sie allen einen guten Nachhauseweg und weiterhin viel Gesundheit.


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